KULTUR & KUNST

UND IHR STELLENWERT IN DER GESELLSCHAFT

Essay von Michael Dengler © 2020-11-10

Den geistigen Anstoß für dieses Essay, gab mir der zweite Shutdown (light) in der Corona-Krise und die damit verbundene Schließung der, in den Medien sogenannten, kulturellen und künstlerischen Einrichtungen. In diesem Zuge wurden die Gastronomiebetriebe, Bars, Clubs und Diskotheken, aber auch verschiedene Dienstleistungsbetriebe, Messen, Kinos, Theater, Freizeitparks, Fitness-Studios, Tanz- und Yogastudios u.a. genannt. Ob dieser Schwerpunkt für die Schließungen richtig oder falsch ist, soll jedoch nicht Gegenstand dieser Schrift sein. Statt dessen möchte ich mich um Klarheit der Begriffe bemühen und die Frage stellen, welchen Stellenwert wir der Kultur und der Kunst in unserer Gesellschaft heute zuweisen oder zugestehen sollten.


Wollen wir es jedoch erstmal wissenschaftlich angehen
und uns mit der Etymologie und der Definition, dieser beiden Begriffe beschäftigen.

KULTUR

Fragen wir also das DUDEN-Herkunftswörterbuch, und Altmeister Google so erhalten wir...
für den Begriff KULTUR...
die Herleitung aus dem lateinischen „cultura“ (seit dem 17. Jahrhundert),
bestehend aus einer Dualität,
> die sich einerseits aus dem Landbau, der Felder- und Bodenbewirtschaftung
> und andererseits aus der Pflege der geistigen Güter zusammensetzt.

Diese Dualität hat sich später vereint zur weiter gefassten Definition von KULTUR:
Kultur bezeichnet im weitesten Sinne
> alles, was der Mensch selbstgestaltend hervorbringt.

Im polaren Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur.

Weiter sind dann Kulturleistungen alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, beispielsweise in Technik, Landwirtschaft, Essenszubereitung oder bildender Kunst, aber auch geistige Gebilde („Geisteskultur“) oder („Subkulturen“) wie Musik, Sprachen, Moral, Religion, Recht, Wirtschaft und Wissenschaften.

Kultur kann einmal die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung sein. Diese wird bezogen auf die ganze Menschheit zur Weltkultur oder Weltkulturgemeinschaft!

Kultur kann aber auch die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen
einer bestimmten Gemeinschaft, (Sippe, Dorf, Volk, Kontinent, wie zB. die abendländische, die fernöstliche, die bayrische usw.)
auf einem bestimmten Gebiet (wie auf dem der Musik, der Malerei, usw.)
einer bestimmten Zeit, wie einer geschichtlichen Epoche (neolithische, bronzezeitliche, barocke, usw.) sein.
oder sachliche, bis hin zu einzelnen Dingen die in einer Gemeinschaft, kultiviert wurden oder diese geprägt haben. (wie zB. die Linearbandkeramische Kultur) bezeichnen.


KUNST

Fragen wir also weiter das DUDEN-Herkunftswörterbuch, und Altmeister Google so erhalten wir...
für den Begriff KUNST...
die Herleitung aus dem lateinisch „ars“ und dem griechischen „téchne“, bezeichnet im weitesten Sinne
> jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gründet.

Auch zur Kunst lässt sich eine Polarität vermerken, die klarer wird in der Definition von KUNST:
Kunst bezieht sich grundsätzlich auf
> alles, was Menschen können und was von Menschen gemacht ist.

Der polare Gegenbegriff ist wieder die Natur, was in dem alltäglichen Gegensatzpaar natürlich / künstlich klarer wird.

Ursprünglich ist Kunst ein Substantiv zum Verb „können“ mit der Bedeutung „das, was man beherrscht, von dem man Kenntnis oder Wissen erlangt hat. Oder worin man zum Könner geworden oder gar zur Meisterschaft gelangt ist“.
Kunst ist ein menschliches Produkt der Kultur, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber auch der Prozess bzw. das Verfahren selbst sein. Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden Künstler oder Kunstschaffende genannt.

Wie wir sehen sind beide Begriffe eng miteinander verbunden und nur sehr schwer und in genauster Auslegung zu unterscheiden. Kultur formt sozusagen den Überbegriff und die Kunst beschreibt das hohe Können im Umgang mit verschiedensten Teilbereichen.
Nehmen wir die oberen Definitionen von Kultur, so sind jedoch nicht nur die Geisteswissenschaften sondern auch die Sozial-, Natur- und Technikwissenschaften zur Kultur mit zu zählen. Was beide Begriffe KULTUR und KUNST jedoch gemeinsam haben, ist ihre Polarität zur ursprünglichen NATUR die immer das Unberührte, nicht vom Menschen gemachte beschreibt.


NATUR - ZIVILISATION - KULTUR - KUNST

Gehen wir von den uralten Sinnbildern des TAROT aus, so finden wir auf Karte 3, die Herrscherin das Sinnbild für die ursprüngliche ungezähmte Natur und auf Karte 5, den Hohepriester den Vertreter der hohen Kultur und der Kunst. Der Hohepriester hat als Symbol die unangefochtene Rolle des Vermittlers zwischen dem irdischen Sein (Endlich) und einer höheren geistigen Ebene (Unendlich), also die hohe kulturelle Rolle, aber auch die Rolle eines Meisters einer bestimmten Kunst. Als Künstler ist er in der Lage das Überzeitliche zeitgemäß zum Ausdruck und zur Anwendung zu bringen. Auf die Gesamtheit bezogen, kann nur er zur Kunst des hohen Menschseins, also zum Kunst- und Kulturmenschen erziehen oder anleiten.

Zwischen beiden Karten 3 und 5 finden wir auf Karte 4, den Herrscher. Wie ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur/Kunst symbolisiert der Herrscher die erste Bearbeitung der Natur, die dem Menschen in der Frühzeit, des Jäger und Sammlertums, als schön aber auch bedrohlich erschien. Übte er sich doch im täglichen und jahreszeitlichen Kampf ums Überleben. Der Herrscher beginnt nun sich von der Natur abzugrenzen, Zäune und Festungen zu bauen und die ersten Regeln des Rechts, später des Rechtsstaates aufzustellen um ein gerechtes Leben und Überleben für sein Volk zu garantieren. Nach der obigen Definition von Kultur ist zwar das Urbarmachen des Bodens und die Einführung und Pflege geistiger Güter schon ein erster kultureller Akt, jedoch finden wir hier einen Begriff, der sich zwischen Natur und Kultur setzten läßt. Gemeint ist die Zivilisation.

In Wikipedia finden wir die Definition von Zivilisation:
Zivilisation (von lateinisch civis: ‚römischer Bürger‘, ‚Städter‘; seit dem Hochmittelalter ‚Bürger‘)
> wird eine menschliche Gesellschaft bezeichnet, bei der die sozialen und materiellen Lebensbedingungen
durch den Fortschritt von Technik und Wissenschaft ermöglicht und von Politik und Wirtschaft geschaffen werden.

Allgemeingültige Kennzeichen für Zivilisationen sind die Staatenbildung, hierarchische Gesellschaftsstrukturen, ein hohes Maß an Urbanisierung und eine sehr weitgehende Spezialisierung und Arbeitsteilung.

Wie bringen wir jetzt die Begriffe Zivilisation, Kultur und Kunst zusammen? Nun, nach den Definitionen der Kultur ist die Zivilisation, da auch vom Menschen selbstgestaltend hervorgebracht, zwar eindeutig der Kultur zuzuschreiben, sie bleibt aber mit den für sie bestimmenden Begriffen der Technik, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft eindeutig im irdischen Sein und den endlichen, materiellen Werten verhaftet. Für uns stellt die Zivilisation die Grundversorgung der Menschheit dar. Gehen wir vom Groben ins Feine, vom Außen ins Innen, dann könnten wir am menschlichen Ichfeld gespiegelt, die Zivilisation mit dem Körper vergleichen, der im Feinen noch den Geist und unser Seelenleben beherbergt. Also den Sockel für Kultur und Kunst bietet.

Yogisch gesprochen können wir die Lehre der Koshas heranziehen. Auf die Gemeinschaft gespiegelt würde die Zivilisation maximal bis zur zweiten Hülle, der Pranamaya Kosha reichen. Hülle 1., das materiell versorgende und nährende einer Gemeinschaft. Hülle 2., die damit verbundene Energie als die Grundlage der weiteren Möglichkeiten einer Gemeinschaft. Je nachdem welche Zielrichtungen wir uns vornehmen. Alle weiteren der fünf Hüllen gehen auf das Konto von Kultur und Kunst, bis wir in der Freiheit der Mitte, im Jivatman ankommen.

I. Physischer Körper (Sthula Sharira)
1. die Nahrungshülle (Annamaya Kosha)
II. Astralkörper ((Sukshma Sharira bzw. Linga Sharira).
2. die Energiehülle (Pranamaya Kosha)
3. die geistig-emotionale Hülle (Manomaya Kosha)
4. die intellektuelle Hülle (Vijnanamaya Kosha oder Buddhimaya Kosha)
III. Kausalkörper (Karana Sharira).
5. die Wonnehülle (Anandamaya Kosha)

Einige Überlegungen bringen unseren Verstand jedoch mit dem Begriff Kultur in ein Dilemma. Können wir seit jeher auch von einer Kultur und Kunst der Waffen und Kriege sprechen, da ja auch diese zur Gesamtheit dessen gehören, was der Mensch seit jeher hervorgebracht hat? Um diesen Gedanken noch zu überspitzen, gelte vielleicht die Kunst der Atombombe als ihr höchster Ausdruck! Das läßt uns erstmal erschrocken verweilen! Wir schütteln den Kopf und wollen hier den Begriff Kultur, wie er heute modern verstanden werden will, nicht so recht gelten lassen. Auch zur Zivilisation will der Krieg nicht so recht als Begriff passen. Herrschen doch im Krieg alles andere als zivilisierte Zustände. Vielleicht können wir uns noch auf den Begriff der kriegerischen Unkultur retten! Wir fallen im Krieg fast wieder auf Karte 3, die wilde Natur zurück und leben unsere ungezähmten, animalischen Anteile aus.

Ein deutscher Philosoph bringt hier einen neuen Gedanken, baut so die Brücke von Zivilisation und Kultur. Wir treffen hier auf die Überlegungen von Immanuel Kant (deutscher Philosoph der Aufklärung, 1724-1804). Für ihn bedeutet „Zivilisation“, dass sich die Menschen zwar zu einem geregeltem Miteinander erziehen, um ihren Alltag bequem und praktisch einzurichten. Dazu vielleicht durch Technik und Wissenschaft, moderne Güter wie Fahrzeuge, Telefone, Krankenhäuser, usw. hervorbringen und mit Politik und Wirtschaft das Leben oder Überleben regeln, einfacher machen und am Laufen halten.
All dies reicht ihm jedoch noch nicht dafür, dass die Menschen „Kultur“ haben, wenngleich es der Kultur dienen könnte. Denn als Bedingung für Kultur gilt für Kant die „Idee der Moral“ (der kategorische Imperativ), d. h., dass die Menschen ihre Handlungen bewusst auf an sich gute Zwecke einrichten.
Kant legt also seine Grundbasis für Kultur nicht auf die weitgehend geregelte Grundversorgung der Menschen. Dies alles findet sich bei ihm der Zivilisation zugehörig. Nein, er legt die Voraussetzung für Kultur auf das positive Endziel und der entsprechenden Zielrichtung der Menschen und ihrer Handlungen. Der Krieg dürfte hier sicherlich schon mal ausscheiden.

Hier finden wir auch die Anknüpfung an den Aufbau des „Achtstufigen Pfades nach Patanjali“ im Yoga-Sutra wieder, der uns gleich zu Beginn in den Einstieg des Yoga, die 1. Stufe des Yama, als den Dienst am Nächsten nennt, noch bevor wir uns mit uns selbst und dem weiteren Weg des Yoga (Ganges zu Gott) beschäftigen. Hier werden uns 5 moralische Grundeigenschaften des Suchers genannt, die ihn auf seinem weiteren Vorankommen als Nährboden begleiten sollen. Erst durch diese 1.Stufe (dem positiven Dienst am Mitmenschen) und die oberste, 8.Stufe, (dem Sein der Mitte als Ziel), wird der Yoga zum Kultur- und Heilweg und führt uns aus den rein zivilen Themen des Yoga, wie z.B. der medizinischen Prävention, mit seiner Philosophie der Ganzheit heraus. Viele Pakete werden heute unter der Aufschrift „Yoga“ verkauft. Ihr Inhalt jedoch ist nicht selten leer, da der Bezug zur Ganzheit des Yoga fehlt und nur unzählige Einzelheiten (richtige Ausführung der einzelne Yogaübungen, Asanas, Rückbeugen-Session, Yoga-Anatomie, Yoga für die Hormone, Yoga als Selbstfindung, Yoga-Meditation, usw.) angeboten und vermittelt werden.

Nun sehen wir, dass die Aufgabe der 4. Karte des Herrschers, also die Aufgabe der politischen Führung, die der Wissenschaft, der Technik und die Aufgabe der Wirtschaft sowohl in der Regelung der zivilen Angelegenheiten, als auch in der ersten Hinführung zur Kulturgemeinschaft, an derer Spitze die Kunst als Art goldener Abschlußstein der Kulturpyramide steht, besteht. Die Regierung oder Führung einer Gemeinschaft muss also Kultur und Kunst zum Leitstern ausrufen.

Gerade wenn wir die Medien oder die Politik beobachten, merken wir die sprachliche Verwirrung der Begriffe. Die einen sprechen von Kultur und reden eigentlich von Themen der Zivilisation. Die anderen, wenn sie von Kultur sprechen, meinen nur die Gebiete der Kunst. Andere setzen sie nur mit der schulischen Bildung oder dem Wissen gleich. Wieder andere spechen von Kunst, die eigentlich keine ist oder erklären alles zur Kunst, egal wie gut oder schlecht diese sein mag.

Hierzu der Merkspruch I/6b des Yoga-Sutra in der ursprachlichen Übersetzung nach Sigmund Feuerabendt:
„Ein grundsätzlicher Mangel des Menschen liegt im Wortirrtum.
Sein wirken ist der Vater aller Täuschungen im Alltag wie in den Dogmen der Wissenschaft.“


Diese Wegrichtung, von der Natur, über die Zivilisation, weiter zur Kultur bis hin zur Kunst als höchstes Ziel für die ganze Gemeinschaft, läßt sich im Handeln der Politik momentan nicht klar erkennen. Die Kunst als höchster Ausdruck der Kultur scheint zum Beiwerk oder zum Nebenher der Zivilisation geworden oder gar ins Hintertreffen geraten zu sein. Das wirtschaftliche Thema „Wachstum“, alle zugehörigen Problematiken, sowie weitere Themen der Politik, Technik und Wissenschaft scheinen alles zu dominieren. Natürlich ist es klar, dass die Wirtschaft die Einkünfte und somit die Grundversorgung der Angehörigen eines Volkes sichern muss, denn verdienen wir kein Geld, können wir auch die verschiedensten Kulturangebote wie Theater, Konzerte, Sport, Kino, usw. nicht nutzen. Kunst und Kultur jedoch an die Spitze unserer Ziele zu setzen ist, wenn vielleicht auch als selbstverständlich gedacht, weder erkenn- noch fühlbar. Im schlimmsten Fall vielleicht so auch gar nicht gewollt. So bleiben wir aber auf der Karte 4, des Herrschers hängen. Die 4 ist aber in der Form des Quadrates Ausdruck der Materie und des rein Irrdischen. In der Astrologie gilt es gar als hemmend, aber auch als Chance zur Entwicklung. Um uns kulturell höher zu polen, gesellschaftlich zu transzendieren, müssten wir den Sprung auf die Karte 5, den Hohepriester, den Sprung zum Kulturstaat als Ziel und nicht als Anhängsel einer Gemeinschaft, schaffen. Esoterisch, in Formen gesprochen muss das Quadrat zum Rechteck erweitert, oder nach Oben mit dem fünften Punkt der Mitte, zur Pyramide gewandelt werden. Nur so können wir einen inneren Tempel errichten in dem wir dann, unserem inneren Meister oder Künstler, an der Quelle des wahren Selbst begegnen. Auf die Gemeinschaft gesprochen, nur so können wir die ganze Seele eines Volkes ausbilden und zur kreativen Entfaltung bringen. Aktuell fahren wir im Kampf um Macht und materielle Grundbedürfnisse, mit Vollgas und angezogener Handbremse und graben uns dadurch immer tiefer an Ort und Stelle in den Boden der Materie ein. Wir verirren uns blind ohne neue Ziele. Die Politik schlägt mit den Flügeln. Ihr Korpus scheint jedoch längst zu schwer um sich von der Fläche zu erheben.

Vom rechten Handeln „auf an sich gute Zwecke hin“, wie Kant das für eine Kultur fordert, ist unsere Weltwirtschaft jedoch ebenso weit entfernt, beachten wir nur ihre Folgen, wie die katastophale Lage der Umwelt, der Menschenrechte, der weltweiten Kriege um Rohstoffe, usw. Längst hat die Machtpolitik vor der Kulturpolitik Einzug gehalten und nicht selten verbrauchen auch innerhalb der Länder, die politischen Angelegenheiten zwischen den Parteien, sowie die innerparteilichen Machtspiele, die ganze Energie, einer vielleicht anfangs guten Idee und Absicht. Was wir zur Abhilfe benötigen, wäre eine Art „Rat der Weisen“, nicht nur der Wirschaftsweisen, sondern echter unabhängiger und übergeordneter Philosophen.

Ähnliche Gedanken formuliert Platon in einer zentralen Passage der Politeia:
„Nur der Philosoph, der sein Leben der Weisheit widmet, ist von Natur aus zur Herrschaft berufen. Wenn nicht in den Staaten entweder die Philosophen Könige werden oder die, welche man jetzt Könige und Herrscher nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn nicht diese beiden, die politische Macht und die Philosophie, in eines zusammenfallen und all die vielen Naturen, die heute ausschließlich nach dem einen oder dem anderen streben, zwingend ausgeschlossen werden, dann, mein lieber Glaukon, gibt es kein Ende der Übel für die Staaten und, wie ich meine, auch nicht für die Menschheit.“

Nun kam es im Zuge der Pandemie, während des zweiten „Shutdown light“ das erste mal nach dem zweiten Weltkrieg, vorübergehend zum totalen Wandel von einer Kulturgesellschaft zur rein funktionierenden Zivilgesellschaft. Kultur und Kunst, als eigentlich wichtigstes Ventil einer Leistungsgesellschaft wurden kurzerhand ausgeblendet und wegen der besonderen Gefahr, die vermeintlich durch Kontakte von ihr ausgeht, totgelegt. Nur einzelne Bereiche konnten sich noch in die digitale Welt, der Videoübertragungen usw., retten. Hinzu begegnet uns diese restliche Zivilgesellschaft auch noch „gesichtslos“. Doch der Mensch braucht den Menschen, die Bühne braucht den Puplikumsraum, der Künstler den Applaus des Bewunderers. Wie in der Psychotherapie, möge sie erfolgreich sein, benötigen wir die Übertragung und Gegenübertragung zwischen Patient und Therapeut. Die Folgen dieser Maßnahmen werden uns, ebenso wie die wirtschaftlichen, im psychosozialen Zusammenleben erst viele Jahre später treffen.

Womöglich wird das, was wir in den nächsten Jahren am meisten brauchen, das was unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Überleben als einziges sichern kann, zutiefst geschädigt. Von was reden wir, was noch höher steht als jede zivile Thematik? Was muss dem Plan, was muss der Frage der Sinnhaftigkeit, der Frage nach ganzheitlicher Anwendbarkeit, der Frage nach Finanzierbarkeit vorausgehen? Die Lehre der Kabbala gibt uns hier die Antwort. Es ist die Kraft der neuen offenbarenden Ideen, es ist die Kraft der Kreativität. Nur sie kann ein Überleben einer Gemeinschaft sichern. Ohne Kreativität keine Weiterentwicklung. Ohne Weiterentwicklung kein Überleben.

Diese Weiterentwicklung muss jedoch immer eine dreifache sein, eine vom Bewusstsein ausgehende, eine körperlich-geistig-seelische Weiterentwicklung an der sowohl der Einzelne, als auch eine ganze Kulturgemeinschaft, bis hin zur Weltkulturgemeinschaft teilhaben kann. Der einzelne Mensch muss dabei, unabhängig von all seinen Voraussetzungen, als wertvoll und nicht nur als bloser Erfüllungsgehilfe für die Allgemeinheit, als anonymes Wesen der Masse oder gar als reiner Konsument wahrgenommen werden. Auch die gewählten des Staates sollten sich dabei an der Rolle des „primus inter pares“ des „Ersten unter Gleichen“ orientieren. Dies gesteht ihnen eine repräsentative Ehrenstellung zu, jedoch wird ihr Ansehen nur anhand ihrer Leistungen beurteilt, frei von allen Privilegien und eingebunden in die gleichen Rechte des Volkes. (siehe Definition in Wikipedia).

Alle Welt sucht nach den kreativen Köpfen unserer Zeit und die Möglichkeiten sind sicherlich so groß wie nie zuvor, um diese Kreativität zum Ausdruck zu bringen, denken wir an das Internet. Wird der Same aber nicht in den Boden gedrückt, das heißt wird der Kreativität, der Kultur und Kunst, wegen mangelnder Wertschätzung kein Raum eingeräumt, so kann nichts entstehen. Ist dieser Same zu Kreativität jedoch auch gesetzt, so bedarf es immer noch des sauerstoffreichen Bodens, der geistigen Freiheit und ihrer Pflege, um diesen aufgehen zu lasssen. Für Same, Boden und die Bewässerung echter kultureller Werte hat der Staat, haben wir alle, als Voraussetzung zu sorgen. Durch zuviele vorgegebene Maßregelungen, zuviele zeitfressende Alltagthemen und irrsinnige Ablenkungen, falsch gesetzte Wertigkeiten vertrocknet unser aller Erde auf der wir stehen. Die Kunst bedarf der Muse, bedarf der seelisch-geistigen Gestimmtheit um tätig zu werden. Finden wir durch mangelnde Voraussetzungen im äußeren Umfeld, zu dieser keinen Zugang mehr, ist unser Überleben in Gefahr.

Auch läßt sich Kultur nicht in Trainingslagern anerziehen. Wir können zwar die Techniken, als Beispiel beim Klavierspielen, grundlegen und mit stundenlangem Üben perfektionieren. Doch eine eigene Komposition kann nur aus der freiheitlichen Kreativität eines Individuums oder eines Teams erwachsen. Dazu sind die richtigen Voraussetzungen für die Muse nötig, wohingegen die Muse der Zerstörung und des Machtgewinns immer vorhanden zu sein scheint. Denken wir nur an die Kreativität zur Erschaffung von immer neueren, raffinierteren, vernichtenderen Waffen oder der immer weiterführenden Ideen zur Kontrolle und Unterdrückung der Individuen und Massen. Das geht uns Menschen wohl leichter von der Hand. Aus Sinn wird Unsinn, aus Heil wird Unheil und aus Kultur Unkultur. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Nicht selten lässt sich dies an hervorragenden Künstlern die einem diktatorischen System unterlagen beobachten. Wir finden zahlreiche solcher Künstler, die sich am Ende doch das Leben nahmen, als sie erkannten, dass sie Aufgrund der mangelnden Voraussetzung des Systems oder des Zeitgeistes, nicht zur höchsten Freiheit der Kunst emporsteigen konnten. Oft wird man sich erst auf den letzten Abschnitten eines Weg, der Eingeschränktheit im Außen bewusst. Dies erklärt die Eigenheit einer echten Kultur und ihrer Kunst, dass sie am Ende in ihrer höchsten Ausdrucksform nach Ewigkeit, Unendlichkeit, Unsterblichkeit oder nach freiheitlicher ewig-unendlicher Liebe strebt.

Davon sind wir meilenweit entfernt. Zudem klingt es als wären dies nur Ideen und Träume alter Dichter oder eines Phantasten. Und dennoch lassen sich diese ewigen Ziele, in den Vorhaben der Forscher an künstlicher Intelligenz, den Trans- und Posthumanisten, im Streben nach ewiger Jugend mit Hilfe der Medizin, der astronomischen Suche nach der Endstelle im All, der physikalischen Suche des Urteilchens in Zern und vielen anderen weltlichen Bereichen wiederfinden. Die Absicht ist die gleiche wie jene des spirituellen Suchers oder des Künstlers, nur werden aus Gewinngründen die weltlichen Methoden salonfähig gemacht und die jedem Menschen inneliegenden Möglichkeiten der spirituellen oder künstlerischen Befreiung nicht selten belächelt.


VON ZIEL UND SINN

Wollen wir diesen neuen Weg gehen, haben wir die Natur und Zivilisation als Ausgangspunkt und die Kultur und Kunst als Ziel. Das Ziel muss einen Inhalt haben und dieser Inhalt wiederum muss einen Wert besitzen. Dieser Inhalt sollte also von der Gesellschaft als wertvoll erachtet werden, soll der ganze Weg einen Sinn haben. Und die Sinnfrage ist von höchster Wichtigkeit für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Von den einzelnen Sinnfragen und von der größten aller Sinnfragen, die da lautet „Was ist der Sinn des/meines Lebens?“, hängt alles ab.

Ohne Ziel laufen wir blind. Ohne Sinn laufen wir umsonst.

Die Gesellschaft die sich mit sinnvollen Antworten der einen großen Wahrheit nähert, ist nachweisbar die Glücklichere, Gesündere und vielleicht auch Erfolgreichere. Wird das Verlangen nach Weisheit und Wahrheit von Beginn an als unwichtig erachtet, was auch am fehlenden Fach „Philosophie“ in der Schule beobachtet werden kann, schrumpft auch die Idee nach dem Sinn zu suchen. Ein großer menschlicher Antrieb wird ins Unterbewusstsein verschoben. Oft meldet sich die Sinnfrage erst in der Mitte unseres Lebens, durch größere Leiderfahrungen, wieder. Was und wie wir ganzheitlich zu suchen haben, diese Anleitung fehlt in der schulischen Bildung zumeist.

Hat die Führung einer Gemeinschaft jedoch nur wenige Antworten auf die großen Lebens- und Menschheitsfragen, dann ...
... wurden die Sinnfragen oft absichtlich schon im Keim erstickt.
... wurden die Frager, also das Volk, bis zur Ermüdung mit anderen Sachen beschäftigt.
... wurden diese Antworten entweder mit falschen Inhalten und Scheinwerten gefüllt.
... wurden die Beantwortung der Sinnfragen, an eine andere Instanz im Jenseits vertagt.

Wir setzen in der Welt von heute alles auf den „Fortschritt“. Doch ohne Ziel und Sinn schreiten wir nicht auf etwas zu, schreiten nicht voran, wie vermeintlich angenommen. Sondern wir schreiten tatsächlich fort. Fort, also weg, vom Sinn des Lebens! Wir entfernen uns vom Wesentlichen!

Doch die Frage nach dem Sinn oder einem sinnerfüllten Leben ist nicht wegzudenken, da der Sinn als Urphänomen, nach dem deutschen Philosophen Sigmund Feuerabendt und seiner anwendbaren Philosophie der UR-Lehre, in unserem Bewusstsein als kapazitiver Raum bereits angelegt ist. Seine Prägung jedoch unterliegt einem anderen Urphänomen. Gemeint ist das ewige Doppelphänomen Pflicht/Freiheit. Um den Sinn richtig zu prägen oder seine Ausprägung in der Gemeinschaft gesund zu erhalten, ist es notwendig das richtige Maß von Pflicht und Freiheit zu finden.
Haben wir nur Pflichten und keine Freiheiten, so landen wir im „STRESS“, in der Sinn- und Zielüberforderung des heutigen Burnouts. Wir sind hier mit unwichtigen Teilzielen und scheinhaften Sinnthemen beschäftigt. Doch die großen Sinnfragen, wie: „Was will ich wirklich?“, „Wo bleibe ich?“, bleiben auf der Strecke.
Haben wir hingegen nur Freiheit und keine Pflichten, ist unser Leben im „LESS“ schnell langweilig, inhaltslos und wir landen in der Sinnentleerung des Boreouts, der Unterforderung. Hier versuchen wir, gerade wenn genug Geld vorhanden ist, oft selbst das Loch mit Scheinzielen sinnvoll aufzufüllen. Beiden Symptomen mangelt es an echtem Lebenssinn als Ursache. Einem „alles zu viel“ und einem „alles zu wenig“ liegt auch die Störung des Urphänomens Rhythmus zugrunde.
Hier hat lange vor COVID-19 eine Pandemie begonnen, die in erschreckendem Ausmaß die Gesellschaften erfasst und an keiner Altergrenze halt macht. Ihr Name lautet Depression und die Störung von Sinn, Pflicht/Freiheit und Rhythmus sind mit die Hauptursachen der psychischen, oft bipolaren Störungen.

Als Yogin, der vom Guten im Menschen ausgeht, wollen wir hier niemandem eine Absicht unterstellen und doch hat es sich so ergeben, lässt sich so in der Gesellschaft wahrnehmen und zeichnet sich bereits sichtbar im Umfeld ab. Es ist höchste Zeit diese Fehler, mit der Vorgabe einer neuen Marschrichtung, einer kulturellen Marschrichtung zu korrigieren.

Wer noch den materiellen Besitz als allein seligmachendes Element des Lebens ansieht, ist eigentlich schon nicht mehr im Trend der Zeit. Die Jugend hat längst Begriffen, daß es das allein nicht sein kann. Frägt man bei der jüngeren Generation nach, versucht zwar jeder weiterhin so bald wie möglich zu Geld zu kommen, jedoch geht es nicht mehr um Haben um des Habens willen, sondern darum sich möglichst schnell aus dem Dilemma der Gemeinschaft freikaufen zu können. Unabhängigkeit, ist das Stichwort der Zeit. Wäre jedoch jeder ganz unabhängig vom Anderen, zerfiele die Gemeinschaft. Jede Person oder jeder Haushalt wäre, bildlich gesprochen, ein Mini-Einzelstaat für sich. Da wir alle soziale Wesen sind, kann es das auch nicht sein. Das hat uns die Pandemie mehr den je bewusst gemacht. Wir brauchen Beides!

Gerade durch die Medien kommt unser Tun und Denken immer wieder ins Schwanken. Zum einen finden wir zu den Hauptsendezeiten der Medien, diverseste Talkshows und Gesprächsrunden, in denen jedes Wort der Teilnehmer auf die Goldwaage gelegt wird, um eine möglichst korrekte Sprache und humane, gut verdaubare Aussage für die Zuschauer und Bürger zu erhalten.
Zum anderen bekommen wir oft gleich im Anschluß oder in der gleichen Sendewoche in den Kulturmagazinen, Dokumentarsendungen und in Sonderberichten alle möglichen Missstände die im Land und in der Welt passieren serviert. Hinzu kommen Berichte über aufgedeckte Skandale, in denen die Verantwortlichen häufig nicht zur Rechenschaft gezogen werden können und vieles mehr. Ein Wechselbad aus Wut und gelähmter Hilflosigkeit überkommt uns.
All diese Infos werden mehr oder weniger unbewusst in uns aufgenommen, verarbeitet, gewertet und bei Nichtverarbeitung ins Unterbewusstsein verschoben. So befinden wir uns in einem ständigen Spannungsfeld der anerzogenen Werte und den Unwerten in der Welt. Können wir hier keine lebenswerten Inhalte wie Gerechtigkeit, Mäßigkeit, u.a. mehr erkennen und ansetzen, rauschen wir schnell in eine sinnentleerte Ohnmacht, die sich auch in der Gesellschaft wiederspiegelt. Eine Mischung aus totaler Abgestumpftheit und hochsensibler Reizverarbeitung überkommt uns. Ja, die Hochsensibilität nimmt ebenfalls zu. Die Macht- und Rythmusstörungen aber auch. Entweder reich oder arm. Die narzisstischen Störungen einer persönlich gefühlten Übermacht oder die Depression eines ohnmächtigen Versagens, weiten sich immer mehr aus.

Immer mehr Menschen wollen sich für „etwas Gutes“ einsetzen. Nicht selten stehen sie jedoch gleich zu Beginn ihrer Projekte in einem Sumpf aus Kosten und behördlichen Vorschriften. Ein zäher Quark der die meisten vom neuen Lebenssinn in den Wahnsinn treibt und häufig an den Punkt der Erkenntnis: „ ...am besten ist, ich mach gar nichts mehr!“ Wir treiben dann in einer Resignation und schwanken zwischen: „wir sollten was verändern!“ und „das macht doch alles keinen Sinn!“ So wie wir mit Gesetzen und Verordnungen versuchen, Verbrechen und Rechtsbruch zu verhindern, so müssen die Wege zum Guten und zur Hilfe einfach gehalten und begehbarer werden. Ansonsten entsteht immer mehr der Eindruck es wäre genau anders herum. Sonst drängen wir uns alle weiter in die Passivität und schaffen die besten Voraussetzungen für die Depressionswelle der nächsten Jahrzehnte. Dann hilft kein Zuhausebleiben mehr. Dann müssen wir raus in die Gemeinschaft. Wenn wir dann noch die Kraft dazu haben. Man beachte die extreme Polarität in der wir uns gegenwärtig befinden!

Wollen wir von der Zivilisation zum obersten Leitbild der Kultur- und Kunst, und somit zu „sinn-“vollen Lösungen gelangen, müssen wir uns um eine dreifache Entwicklung, nach der Dreifelder-Lehre nach Feuerabendt, eines Menschen oder einer Gemeinschaft, bemühen.

unio mystica naturae (Umfeld)
Das Leben im Einklang mit den Rythmen der Natur und ihrer Gesetze.
Da wir hier bereits seit langem begonnen haben, diese mit Hilfe der Technik zu umgehen
und viele dieser Vorteile genießen, ist es sicherlich an der Zeit weitere Schritte genau abzuwägen.
Wir können nicht zurück, aber wir können Maß halten.
Schlagwort: „Umweltschutz, Tier- und Pflanzenschutz und Weltklima!“

unio mystica humana (Ichfeld)
Das Leben im Einklang mit Körper, Seele und Geist
unter der Berücksichtigung der Schichten unseres Bewusstseins.
Die Suche unseres wahren Selbst hinter dem persönlichen Ich
und das erkennen des wahren Selbst im Mitmenschen.
Das Bemühen um die hohe Menschreife des Einzelnen
und die Anwendung im Umgang mit seinen Mitmenschen und seinem Umfeld.
Schlagwort: „Potentialentfaltung, Weltgesundheit und Weltfrieden!“

unio mystica universalis (Urfeld)
Die mystische Vereinigung des menschlichen Bewusstseins mit dem Höchsten,
um die Urphänomene des unendlichen Bewusstseins,
in Kultur und Kunst zum Ausdruck zu bringen.
Schlagwort: „Weltkultur & Weltkunst!“

(Die weitere Ausführung dieser drei Ziele würde den Rahmen dieses Essays jedoch sprengen.)

Wir können alle Künstler sein und sind es vielleicht schon. Denn die Kunst beschränkt sich nicht nur auf das Geschehen auf den Bühnen oder auf die Ästhetik der einzelnen Kunstgattungen, wie der bildenden Kunst, der darstellenden Kunst, der Musik und der Literatur. Zu schnell vergessen wir die alltägliche Handwerkskunst, die Kunst der Pflege- und der sozialen Arbeit, die Kunst der Bildungsvermittlung und viele andere. Solange wir noch nicht isoliert sind, können wir gemeinsam in der Kunst am Menschen tätig sein oder werden. Mit der Kunst an der Spitze, wird jeder neu ermutigt, den Anspruch zu haben, seine Arbeit und Tätigkeit zur Kunst auszuformen.

Natürlich sind auch die Naturwissenschaften lebensnotwendig. Liegt doch jedem von uns seit Kindheit an die Neugierde, der Aufspaltung ihrer Bestandteile inne, um ihren Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Den Blick für die Ganzheit gilt es dabei aber nicht zu verlieren. Nach Aristoteles, ist „das Ganze mehr als die Summe ihrer Teile“. Das bedeutet dass es eine Gesellschaft auszeichnet, wenn sie aus den Details ihrer Fachwissenschaften wieder in die Ganzheit des Einen zurückfindet. Hier ist die Fähigkeit der Betrachtung aus der Metaebene gewünscht. Politik, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft muss für den Bauplatz und für das Baumaterial sorgen. Mit der Kultur und Kunst jedoch erst, geht der Mensch in die Gestaltung seiner persönlichen und gemeinschaftlichen Welt. Doch nicht „gegen“, sondern „für“ wollen wir gehen.

Noch in den Höhlen sitzend, als für die Nahrung durch die Jagd gesorgt und das Tagwerk für die Gemeinschaft vollbracht war, wendete sich der Mensch der inneren Einkehr zu. Dadurch kamen kreative Prozesse, wie die der Verzierung von Gefäßen, der Bemalung von Wänden oder der Erzählung von Sagen und Geschichten am Feuer, aus dem menschlichen Geiste zur Entfaltung. Sicherlich trugen auch die langen Winters- oder Polarnächte, die Gefahren von Außen zu solcher Entwicklung mit bei.

Doch sollten wir, nicht nur im Land der Dichter und Denker, dazu aufrufen, die Kunst auch an den sonnigen Tagseiten unseres gemeinsamen Lebens hoch zu halten. Wir sollten nicht erst durch Notlagen, gefahrvolle Zeiten, durch beengte und bedrückende Situationen gezwungen werden, unsere Kreativität zu entwicklen und die Kunst zu schätzen. Räumen wir jetzt der Kultur und Kunst den höchsten Stellenwert ein, um damit für das große Ziel der Menschheit und den wahren Sinn unseres Menschseins zu sorgen. Schaffen wir jetzt das Bewusstsein dafür!
Alles andere, wie Wachstum und alleiniges Gewinnstreben sind wie gehört nur Teile der Zivilisation. Zwar vermag diese die Voraussetzungen zu schaffen, dann jedoch benötigen wir Menschen, die bereit sind ihr Haupt zu erheben und gegen Himmel zu blicken. Demütig das seelisch-geistig Hohe, ohne jeglichen Macht- und Profitanspruch zu suchen. Für uns alle gilt es hier etwas, aus den Tiefen unseres Bewusstseins, zu gebären oder wiederzugebären, etwas wirklich Gutes aus unserem wahren Selbst heraus zu erschaffen. Etwas das uns und alle Völker seit Urzeiten verbindet!

Nutzen wir die aktuelle Zeit der Pandemie,
um erneut zur inneren Einkehr und zur inneren Klarheit zu gelangen.
Zur Klarheit was wir als einzelner Mensch,
aber auch als Weltgemeinschaft wirklich wollen und brauchen.
In einer Welt die sich, ohne Kultur und Kunst,
nur an den Randwerten der Zivilsation allein orientiert,
lohnt es sich auf die Dauer nicht zu leben!
Verwechseln wir Leben nicht mit bloßem Überleben!
Für Letzteres allein ist der Mensch nicht gemacht!
Das sollte uns zu denken geben!

„Denn die Natur Gottes ist die Kultur und Kunst des Menschen!“
YS III/2 nach S. Feuerabendt


MICHAEL DENGLER

Ingolstadt © 09.11.2020

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